Die Gratis-Raschelsäcke verschwinden

Wegwerf-Plastiksäcke gehören in der Schweiz spätestens 2018 der Vergangenheit an. Bereits jetzt gibt es Ladenketten, die keine Gratis-Säckli mehr abgeben.

Von Hans Bärtsch

Kunde: «Könnten Sie mir bitte einen Sack geben?» Verkäuferin: «Macht 30 Rappen.» Wie bitte? Übernimmt der Media-Markt in Chur, wo besagter Kunde einen kleinen Einkauf getätigt hat, eine Vorreiterrolle in der Wegwerfsack-Diskussion, die schon Jahre dauert und 2018 mittels Branchenlösung in einen freiwilligen Verzicht münden soll?

Tatsächlich ist es so, dass die Media-Markt-Geschäftsleitung schon vor über einem Jahr beschlossen hat, aus «umweltfreundlichen Gründen» keine Plastiktaschen mehr zu bestellen, wie bei der Medienstelle zu erfahren ist. Die einzelnen Filialen können die Gratissäcke so lange abgeben, wie sie welche vorrätig haben. «Anschliessend», so Séverine de Rougemont von der Media-Markt-Unternehmenskommunikation, «werden nur noch Permanent-Tragtaschen angeboten.» Dabei handelt es sich um sogenannte RPet-Taschen. Diese bestehen aus Kunststo von gebrauchten PET-Flaschen, sind robust und mehrfach verwendbar. Eine Tasche der Grösse L kostet einen Franken, für XL-Modelle sind zwei Franken fällig. Für Kleineinkäufe hält der Media-Markt Papiertaschen zur Verfügung – für eingangs erwähnte 30 Rappen.

Andere sind auch schon so weit

Wie ist das nun mit der Vorreiterrolle von Media-Markt? «Im Kreis unserer Mitglieder gibt es schon lange Vorreiter, die bereits jetzt auf freiwilliger Basis einen Beitrag zur Reduktion von Wegwerf-Plastiksäcken leisten. Dazu gehören beispielsweise Aldi und Lidl. Diese Unternehmen geben schon heute an den Kassen grundsätzlich keine Wegwerf-Plastiksäcke mehr ab», sagt Dagmar Jenni, Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation.

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Bald nicht mehr gratis: Raschelsäcke bei Detailhändlern wie Coop.

Diesem Verband gehören weitere Lebensmittel-Detailhändler wie Manor, Spar und Volg an. Und um den Lebensmittelhandel geht es in der Plastiksack-Diskussion vorrangig. Denn dort fällt der Grossteil des Wegwerfsack-Verbrauchs an. Und der ist alles andere denn umweltfreundlich. Die rund 3000 Tonnen Plastiksäcke, die bis dato gratis an den Kassen abgegeben wurden, entsprechen zwar nur einem halben Prozent des jährlichen Verbrauchs von Kunststoffen in der Schweiz. Aber: Plastik belastet die Umwelt immer mehr (siehe Box 1).

Reduktion um 80 Prozent

Vom freiwilligen Verzicht der Branche, die nebst der Swiss Retail Federation von der Interessengemeinscha Detailhandel Schweiz (IG DHS; hier sind die Branchengrössten Migros und Coop Mitglied) repräsentiert wird, erho man sich eine Reduktion der Abgabemenge um rund 80 Prozent. So dürfte es laut IG DHS möglich sein, «ein gleichwertiges Reduktionsziel zu erreichen, wie es sich die EU bis 2025 gesetzt hat». Konkret strebt die Europäische Union eine Reduktion des jährlichen Verbrauchs von Kunststoff-Tragetaschen auf höchstens 40 pro Einwohner. Heute liegt diese Zahl etwa bei EU-Mitglied Deutschland bei fast dem doppelten. Um die EU-Richtlinie umzusetzen, kosten Plastiksäcke bei unserem nördlichen Nachbarn seit Juli.

Weiterhin gratis abgegeben werden können die kleinen weissen Einweg-Plastiksäckli sowohl in der EU wie in der Schweiz im Offenverkauf. Etwa bei Früchten, Gemüse und Brötchen ist diese Verpackungslösung aus hygienischen Gründen sinnvoll beziehungsweise nötig. Hierzulande soll auch der Convenience-Bereich ausgenommen sein, «weil solche Shops hauptsächlich spontane Einkäufe verzeichnen und die Menge der Einweg-Plastiksäcke mit einem Verzicht auf die kostenlose Abgabe nicht wesentlich reduziert würde», wie die Swiss Retail Federation argumentiert.

Motion de Buman abschreiben

In trockenen Tüchern ist die freiwillige Branchenvereinbarung von Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz und Swiss Retail Federation noch nicht. Dazu müsste der Ständerat die Motion von Dominique de Buman (CVP, Freiburg) abschreiben, mit welcher dieser 2012 ein Verbot der Wegwerf-Plastiksäcke gefordert hatte (siehe Box 2). Der Nationalrat hat dies im Juni dieses Jahres bereits getan. Die Umweltkommission des Ständerats empiehlt dasselbe.

Die Branche selber ist parat. Die Vereinbarung auf den Verzicht von Wegwerf-Plastiksäcken beziehungsweise eine kostenpflichtige Abgabe soll ab «spätestens 1. Januar 2018 gelten», wie Swiss-Retail-Federation-Geschäftsführerin Jenni sagt. Bis dann sollen die Unternehmen die notwendigen Umstellungen vorgenommen haben. Und auch für die Kundschaft sei dies eine adäquate Vorlaufzeit. Es sei jedenfalls erfreulich, «dass der Detailhandel auf freiwilliger Basis bereit ist, schnell wirksame Massnahmen zu ergreifen und einen ökologischen Beitrag zu leisten», freut sich Jenni.

Apropos Kunde: Als solcher hätte man es eigentlich schon immer selber in den Händen gehabt, dass die Plastiksack-Diskussion gar keine sein muss – indem man für jeden Einkauf eine Einkaufstasche von zu Hause mitnimmt. Möglichst keine aus Plastik.

 

BOX 1

Stoppp ist unzufrieden mit Branchenlösung

Unter anderem der Verein Stoppp (Stop Plastic Polution) ist unzufrieden mit der freiwilligen Branchenlösung – er würde ein Verbot der Plastiksäckli an Ladenkassen begrüssen. Stoppp erachtet die Plastikverschmutzung in der Schweiz und weltweit als «unterschätztes Problem». Plastikprodukte seien so schädlich, «weil sie billig und für den kurzen, einmaligen Gebrauch konzipiert sind». Sie würden achtlos weggeworfen und hätten keinen Wert, auch nicht im Recycling (PET ausgenommen). Plastikabfälle bauen sich über Hunderte von Jahren nicht ab, wenn sie in die Umwelt gelangen. Sie gelangen dafür in die Nahrungskette, weil Vögel und Fische sie für etwas Essbares halten. (so)

 

Box 2

Ständerat zieht nach

In der Herbstsession (22. September) ist der Ständerat dem Nationalrat wie erwartet gefolgt; auch er schreibt die Motion de Buman ab und verzichtet damit auf ein Verbot der Raschelsäckli. Der Weg für die Branchenvereinbarung des Detailhandels ist somit frei. Migros und Coop kündigten umgehen an, dass die Säckchen an ihren Kassen künftig fünf Rappen kosten werden. Die beiden Grossverteiler erhoffen sich dadurch eine drastische Reduktion des Verbrauchs von umweltbelastenden Einweg-Plastiksäcken. (so)

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Advent: Das Geschäft mit den 24 Türchen

Die Adventskalender-Idee für Männer: ein Bier-Kalender.

Die Adventskalender-Idee für Männer: ein Bier-Kalender.

 

Adventskalender gibt es in allen Formen und mit allen möglichen Inhalten. Kein Verkaufsgeschäft, das es sich erlauben kann, in dieser umsatzträchtigsten Jahreszeit abseits zu stehen. Stationär oder online.

Von Hans Bärtsch

Zürich. – Nicht jede Adventskalender-Idee findet überall Gefallen. So stösst der Bier-Adventskalender von Grossverteiler Coop dem Blauen Kreuz sauer auf. Damit werde zum täglichen Saufen animiert, beklagte sich die Dachorganisation für Alkohol- und Suchtfragen gegenüber «20 Minuten». Coop selber findet die Boxen mit 24 unterschiedlichen Bieren ein «originelles Angebot», das sich an alle Bier-Liebhaber richte. Im Übrigen solle man nicht immer alles so bierernst nehmen. Mit seinem Bier-Adventskalender scheint Coop jedenfalls den Geschmack der Kund- schaft getroffen zu haben – in einzelnen Filialen sind die Boxen bereits ausverkauft.

Adventskalender mit Alkohol sind keine Neuerfindung von Coop; solche Angebote gibt es schon seit Jahren. Ob Amazon, Aldi oder der Weltbild-Verlag – die unterschiedlichsten Anbieter tummeln sich in diesem offenbar recht lukrativen Geschäftsfeld. Natürlich auch die Bierbrauer – beispielsweise Heineken – selber. Auf Websites wie Bier­adventskalender.net oder Adventskalenderportal.ch findet sich alles rund ums Thema. Dass Alkohol zu einem Renner unter den Advents­kalender-Angeboten geworden ist, zei­gen die zahlreichen Schnaps- und Weinkalender, die es inzwischen gibt.

Erinnerungen an die Kindheit

Es muss natürlich nicht immer Alkohol sein. Bei Migros stehe die ganze Familie im Zentrum, und es gebe fast nichts, was nicht in Form eines Adventskalenders verkauft werden könne, sagt Migros-Sprecherin Martina Bosshard. Ob Food- oder Nonfood-Artikel – das Angebot müsse einfach zum Unternehmen passen. Bosshard erklärt sich die Beliebtheit von Adventskalendern mit Erinnerungen an die Kindheit – auf die Vorfreude, jeden Tag wieder ein neues Türchen öffnen zu dürfen.

Generell ist die Weihnachts- natürlich die wichtigste Geschäftszeit des Jahres. Bei Migros (wie bei Coop) gibt es tägliche Aktionen. Migros, so Bosshard, investiere dazu viel im Bereich Kundenbindung. Ein Beispiel ist die Anleitung zum Basteln, etwa für einen eigenen Adventskalender. Auch das Gemeinsame steht bei Migros zuvorderst. «Feiern wir zusammen», heisst die Onlinevariante eines Heftes, das alle Weihnachtsaktionen des Grossverteilers zusammenfasst.

Immer mehr Onlineangebote

Doch zurück zu den Adventskalendern. Immer mehr Angebote finden sich im Internet in Form von Gewinnspielen. So locken etwa die Schweizer Jugendherbergen «mit täglichen tollen Preisen und Aktionen» auf ihre Website Youthhostel.ch – gestern gabs zum Beispiel eine Übernachtung in der «Jugi» St. Moritz zu gewinnen. Am Tag 9 des HCD-Adventskalenders kam ein Glücklicher oder eine Glückliche zu «einem Schal, der warm gibt und Freude macht». Der Hockeyclub Davos spricht mit seinem Kalender in erster Linie die Facebook-Fans an. Auch die SBB fahren auf dem Adventskalender-Zug mit. Auf der Kinderclub-Website Magicticket.ch können auf einem «Adventszug» und Mausklicks am richtigen Ort verschiedene Preise gewonnen werden.

Mit einem «täglichen Wissensquiz und nachhaltigen Geschenken» macht Öbu, ein Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, auf einen Adventskalender der nochmals etwas andern Art aufmerksam, und dies bereits zum zehnten Mal. Anhand von «24 konkreten und innovativen Beispielen» können «verschiedene Facetten der nachhaltiger Entwicklung» entdeckt werden. Eine der schönsten Advents-Ideen ist aber immer noch jene der Migros: Über die Website http://www.i-am.ch lassen sich Kompliments-Kalender gestalten, mit denen man andere Menschen beglücken kann. «Öffnen Sie bis 24. Dezember täglich ein Türchen und lassen Sie sich von den lieben Worten durch Ihre Adventszeit tragen», wird dieser Kalender beworben. Und selbst hier lassen sich Preise gewinnen.

pdf Südostschweiz (10.12.2014)

pdf Sarganserländer (10.12.2014)

pdf St.Galler Tagblatt (11.12.2014, Seite 11)

Sven Reinecke: «Coop ist Frische, Nähe, Familie, Naturaplan»

HSG-Professor und Markenexperte Sven Reinecke

HSG-Professor und Markenexperte Sven Reinecke

 

1914 wurde der Name Coop ins Markenregister eingetragen. Heute, 100 Jahre später, ist Coop eine der schweizweit bekanntesten Marken. HSG-Markenspezialist Sven Reinecke über die Stärken und Schwächen der Marke Coop.

Mit Sven Reinecke* sprach Hans Bärtsch

Herr Reinecke, die Marke Coop feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Wo ordnen Sie Coop in der Marken-Landschaft Schweiz ein?

Sven Reinecke: Coop ist eine der stärksten Marken in der Schweiz. Nicht unbedingt, was den finanziellen Wert anbelangt, da liegen Marken wie Nescafé, Roche oder Swatch weiter vorne. Aber bezüglich Bekanntheit, Vertrautheit und Relevanz ist Coop zu 99 Prozent bekannt – mehr geht gar nicht. Dazu kommt, dass über 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer zumindest gelegentlich im Coop einkaufen. Ferner ist die problemlose Erreichbarkeit von Filialen ein Pluspunkt. Bezüglich der Markenstärke in der Gesamtschweiz ist im Bereich Handel nur noch Mitbewerber Migros stärker als Coop.

Was assoziieren Sie spontan mit Coop?

Frische, Nähe, Familie, Naturaplan – und eine grosse Vielfalt an Markenprodukten, die im Coop angeboten wird.

Was macht die Stärke der Marke Coop aus?

Es sind die gerade genannten Begriffe. Die Herausforderung, welche Coop (wie auch Migros) sehr gut meistert, ist, dass es eine Marke für alle, sprich für breite Bevölkerungsschichten ist. Es gelingt nur den wenigsten Unternehmen, sich so zu positionieren. Der Uhrenhersteller Hublot beispielsweise oder der Energy-Drink-Produzent Red Bull haben es deutlich einfacher: Diese Marken wollen gar nicht allen gefallen – beide haben spezielle Zielgruppen im Visier. Bei den dominierenden Detailhändlern in der Schweiz ist das anders – und es gelingt ihnen tatsächlich, eine Marke für alle zu sein.

«Nicht langweilig werden»

Eine starke Marke für alle ist aber wohl kein Selbstläufer, da steckt harte Arbeit dahinter.

Das ist so. Im Fall von Coop muss zum Beispiel sorgsam austariert werden, welche Untermarken man führt, und wie eigenständig diese auftreten. Fust, Interdiscount, Betty Bossi, Marché treten mit der eigenen Marke auf, zum Teil aber auch unter dem Dach von Coop. Das ist durchaus sinnvoll. Aus den von Mövenpick übernommenen Marché- einfach Coop-Restaurants zu machen, wäre nicht sehr sinnvoll. Es würde die Eigenständigkeit der ebenfalls bekannten und tradi­tionsreichen Marke Marché verwischen. Zur Stärke von Coop gehören übrigens auch das prägnante, über die Jahre kontinuierlich gepflegte Logo sowie natürlich die Warenpräsentation im Laden.

100 Jahre Marke Coop – das ist viel Zeit für den Auf- und Ausbau der Marke? Lauern auch Gefahren bei so alten Marken?

Es geht bei einer Marke generell um zwei Aspekte: Zum einen darum, die Kontinuität zu wahren, zum andern um die stetige Erneuerung – darum, nicht stehen zu bleiben, nicht langweilig zu werden, nicht den Ruf des Verstaubten zu bekommen. Rivella ist dafür ein konkretes positives Beispiel: Es werden neue Geschmacksrichtungen entwickelt, damit lassen sich unter Umständen neue Kunden gewinnen. In jedem Fall hält Rivella seine Marke damit aktuell und im Gespräch – selbst wenn sich das eine oder andere neue Produkt vielleicht nicht im Markt durchsetzen sollte. Bei Coop sind es beispielsweise die Coop-Pronto-Standorte, mit denen sich das Unternehmen in letzter Zeit verjüngt hat.

Coop ist ja eine Genossenschaft. Spielt das bezüglich Markenführung überhaupt eine Rolle?

Bei Coop hat besonders der Zusammenschluss der regionalen Genossenschaften 2001 zum starken Auftritt von heute beigetragen. Genossenschaften haben einen grossen Vorteil – sie geben den Kunden das Gefühl: das Unternehmen gehört uns, wir sind Teil des Ganzen. Man sieht das auch am Beispiel der Mobiliar-Versicherung oder den Raiffeisenbanken – Genossenschaften zeichnet eine höhere Kundenbindung und -zufriedenheit aus. Sie sind lokal verbunden und in der Schweiz hervorgegangen. Coop wie auch Migros haften Begriffe wie Swissness und damit verbundene Attribute wie Bodenständigkeit, Qualität, heile Landschaft usw. automatisch an, andere müssen dafür kämpfen. Aldi und Lidl arbeiten stark an einem solch positiven Image. Die Schweiz ist das einzige Land, in dem Aldi Imagewerbung macht. Und Lidl hat sogar das Schweizer Kreuz ins Logo integriert.

«Bereich Social Media wird zu wenig gepflegt»

Zurück zur Genossenschaftsform …

… die nebst allen Vor- auch Nachteile haben kann. Genossenschaften, gerade im Bereich Handel, sind bodenständig – und werden somit häufig nicht als besonders aufregend ange­sehen. Auch sind die Entscheidungs­wege bei Genossenschaften mitunter etwas länger.

Was könnte Coop noch verbessern?

Coop pflegt für meinen Geschmack den Bereich Social Media zu wenig; viel weniger stark jedenfalls als der Hauptkonkurrent mit Migipedia. Dann hat Coop früher wegen eines Versprechens gegenüber der Kundschaft die via Supercard gesammelten Kundendaten lange nicht individuell ausgewertet. Das hielt ich von Anfang an für einen Fehler. Denn dass man als Detailhändler die Kundendaten zwar hat, aber in Sachen Kaufverhalten nicht auswertet, war für mich unverständlich. Alles in allem sind das aber Kleinigkeiten – Coop ist, wenn ich mich so ausdrücken darf, schon eine brutal starke Marke, die hervorragend geführt wird.

* Sven Reinecke ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Marketing an der Universität St. Gallen (HSG).

 

Blick in ein Coop-Schaufenster von anno dazumal

Blick in ein Coop-Schaufenster von anno dazumal

 

Am Anfang von Coop stand der «Schokoladenkrieg»

Die Entwicklung von den Konsumvereinen zu Coop ist nicht ganz freiwillig erfolgt. Einer der Auslöser war der «Schokoladenkrieg».

Von Hans Bärtsch

Basel. – Das Jubiläum «100 Jahre Coop Schweiz» konnte schon 1990 gefeiert werden, in diesem Jahr wurde die Marke Coop 100 – es war im März 1914, als Co-op ins Marken­register eingetragen wurde. Dies als Kennzeichnung für selbst hergestellte Produkte und als Symbol für die Zusammengehörigkeit der damaligen Konsumvereine, wie einer für Coop-interne Zwecke erstellten Schrift zu entnehmen ist.

In «seltener Einmütigkeit»

Ganz freiwillig ging der Zusammenschluss freilich nicht über die Bühne. Seinen wahren Grund hatte er in der Vereinigung der damals führenden Schokoladenproduzenten, die dem Handel seine Bedingungen aufzuzwingen versuchte. Die schweizerischen Konsumvereine widersetzten sich in «seltener Einmütigkeit und Geschlossenheit». Der «Schokoladenkrieg» führte dazu, dass die Konsumvereine nur noch Schokolade ausserhalb des Schokoladenproduzentenrings verkauften. In diesem Zusammenhang wurden die Marken Ringfrei und Coop für Schokoladen eingeführt.

Der Rest ist Geschichte. Coop löste die Konsumvereine ab, 1942 wurde die Einheitsfarbe Orange eingeführt, 1956 in Bern das erste Coop-Center eröffnet. Der Zusammenschluss der regionalen Coop-Genossenschaften zu einer Coop kennzeichnete 2001 den Schritt hin zum heutigen Unternehmen. Coop war nun die Dachmarke für zahlreiche Untermarken (von Bau+Hobby über die Vitality Apotheken bis zu den Convenience-Shops namens Pronto. Unter den Labels Naturplan, Oecoplan, Fine Food, Pro Montagna, Prix Garantie usw. finden sich heute klar positionierte Produkte in den Regalen. Mit der gerade aufgefrischten «Coop-Zeitung» erreicht das Unternehmen rund 3,5 Millionen Leserinnen und Leser. Auch der Onlineshop Coop@home erfreut sich immer grösserer Beliebtheit.

Auch in andern Ländern

Die Marke Coop, so ist der erwähnten Schrift weiter zu entnehmen, war Zeit ihres Bestehens Ausdruck für Zusammengehörigkeit. Die Abkürzung des französischen Begriffs Coopération bezeichnet ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen. Die Marke Coop ist im Übrigen kein schweizerisches Unikum – der Name ist in verschiedenen Ländern für Lebensmittelgeschäfte in Gebrauch, oftmals sogar mit sehr ähnlichem Logo. Einzigartig ist aber der hohe Stellenwert, den Coop in der Schweiz geniesst.

Zum 100-Jahr-Jubiläum der Marke Coop hat Coop elf Grundnahrungsmittel wie anno dazumal gekleidet. Diese Produkte in «nostalgischen» Verpackungen bleiben nach dem Motto «Es het solangs het» im Sortiment. Laut Coop-Sprecherin Nadja Ruch finden speziell der Zucker, die Hörnli und die Schokolade Anklang.

pdf Südostschweiz (07.10.2014)