Das Beste 2019 – TV-SERIEN

Gut 30 Serien habe ich in diesem Jahr geschafft, die abgebrochenen nicht dazu gezählt. Eine der grössten Freuden war, diesem Riesentalent Phoebe Waller-Bridge zu begegnen, das ich bisher nur am Rand (u.a. «Broadchurch») wahrgenommen habe. Die beiden Staffeln «Fleabag» gingen runter wie Butter (ja, ich hatte mir Staffel 1 von vor zwei Jahren aufgespart bis zum Erscheinen von Staffel 2 in diesem Jahr). Dass sie an weiteren TV-Serien mitgewirkt hat, die es auf meine Jahresbestenliste geschafft haben («Killing Eve»), macht das bisherige Werk der Britin nur noch bemerkenswerter. Und jetzt soll Waller-Bridge den neuen James Bond mit einer Überarbeitung des Drehbuchs retten. Tja… wer, wenn nicht eine erst 34-Jährige?

 

Fleabag – Staffeln 1 und 2 (abgeschlossen)
In der Kürze liegt die Würze bei dieser Tragikomödie aus dem Hause BBC. Fleabag (Phoebe Waller-Bridge) stromert ziellos durch London, tritt in so ziemlich jedes Fettnäpfchen, das am Weg liegt, schläft mit allen Männern, der bei Drei nicht auf den Bäumen sind, betreibt ein eher schlecht laufendes Café, das sie mit einer Freundin eröffnet hatte, die nun aber tot ist – wegen ihr. Der chaotische Lifestyle bringt ihre Umgebung, aber auch sie selber mitunter an den Rand der Verzweiflung. Dem Betrachter von aussen beschert diese Fleabag die lustigsten, scharfsinnigsten, aber auch traurigsten Momente, die sich in jeweils rund 25 TV-Minuten packen lassen. Dass Fleabag einen zwischendurch direkt anspricht, die sogenannte Vierte Wand durchbricht, bringt sie einem nur noch näher. Und dass Waller-Bridge die Serie geschrieben, Regie geführt, die Hauptrolle gespielt und nach zwei Staffeln als abgeschlossen erklärt hat, macht «Fleabag» jetzt schon zu einem Klassiker. Ach ja, im Gegensatz zu vielen Kritikern gefällt mir Staffel 1 noch einen Tick besser, weil nach jeder Folge komplett offen ist, wohin es das nächste Mal geht. Staffel 2 mit dem Auftauchen des Priesters ist da etwas vorhersehbarer.

Fleabag (Trailer Season 2)

Chernobyl – Miniserie
Die Älteren unter uns erinnern sich, als es bei uns in der Schweiz hiess, Wild und Pilze seien radioaktiv belastet, und das auf Jahre hinaus. Im am stärksten betroffenen Tessin wurde Fischen für längere Zeit verboten, stillenden Müttern der Verzicht auf Frischmilch und Gemüse empfohlen. Der Grund war die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 in der fernen Ukraine. Die Aufarbeitung der Kernschmelze in einem Fünfteiler lässt einem die Geschehnisse von damals noch heute kalt den Rücken runterlaufen. Insbesondere, weil der verheerende Vorfall viel mit menschlichem und politischem Versagen zu tun hat – wegen des Systems mit rigidesten Befehlsketten von oben nach unten. Die amerikanisch-britische Serie für den Sender HBO befasst sich zur Hauptsache mit den ersten Stunden und Tagen danach, begleitet Menschen im Ersteinsatz gegen das Feuer (was zum schnellen Tod durch Verstrahlung führte) oder als Wissenschaftler, denen entweder nicht geglaubt wurde oder die selber kaum wussten, wie das Schlimmste zu verhindern wäre. Für mich das emotionale packendste Serienereignis 2019.

Chernobyl (Trailer)

True Detective – Staffel 3
Was hatte man in Staffel 2 noch gelitten, dass eine der grossartigsten Serienerfindungen dieses grossen Serienjahrzehnts abschmieren würde Richtung Bedeutungslosigkeit. Überambitioniert und überhastet war man ans Werk gegangen, wie der auftraggebende TV-Sender HBO später zugab. Und dann kommt es zur grossartigen Rückkehr der Serie, in deren Staffel 3 weniger der Kriminalfall (ein toter Junge und dessen verschwundene Schwester) im Zentrum steht als die Suche nach Identität in den von Rassismus durchsetzten Südstaaten von Amerika. Auf verschiedenen Zeitebenen angesiedelt, sind die beiden Ermittler Mahershala Ali und Stephen Dorff eine Wucht. Der Fall zerfrisst sie schier – und macht auch erklärbar, warum aus ambitionierten Jung-Kommissaren verbitterte Schreibtischtäter werden. Den zwei Detectives, die in ihren Leben viel mehr Zeit miteinander verbracht haben als mit ihren Frauen oder Freunden, würde man den Ermittlungserfolg gönnen. Ob es zu einem solchen kommt, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

True Detective (Trailer Season 3)

Hindafing – Staffel 2
Mit Superlativen soll man ja immer vorsichtig sein. Aber in diesem Fall sage ich frei raus: Diese Politsatire ist der Brüller. Alfons Zischl (Maximilian Brückner in der Rolle seines Lebens) ist neuer bayerischer Landtagsabgeordneter. Als solcher soll er Ruhe in seinen Wahlkreis bringen. Stattdessen tritt er eine Lawine an Ereignissen los, die den leicht korrumpierbaren Herrn Politiker öfter die Seiten wechseln lässt als er bei den Unterhosen dazu kommt. Ob Landwirtschaft oder sonst Wirtschaft (eine dubiose Rüstungsfirma): Zischl gibt Versprechungen hier wie dort. Er ist jetzt zwar vom Kommunal- zum Landespolitiker aufgestiegen, bleibt aber in den Niederungen der eigenen Machtbesoffenheit liegen; was heute gilt, ist morgen längst vergessen. Dass er es ist, der auf einer Treibjagd, zu der er gar nicht eingeladen war, statt eines kapitalen Hirschs die Frau Ministerpräsidentin erwischt, ist nur der Anfang vom Höhepunkt dieses grossartigen, mitunter etwas überladenen Teil 2 von «Hindafing». Dem bayerischen Fernsehen ist damit ein Serienerfolg geglückt, der hoffentlich noch des öftern zur Ausstrahlung gelangt; oder den Weg zu einem Streamingdienst findet.

Hindafing (Trailer zu Staffel 1)

The End Of The F***ing World – Staffel 2 (abgeschlossen)
Meine Liebste unter den diversen guten Teenie-Serien. Wobei der Begriff Teenie-Serie in die Irre führt. Bei dieser modernen Bonnie-und-Clyde-Geschichte liegen Liebe und Leid derart nah zusammen, dass es fast nichts zu lachen gibt. James (Alex Lawther) und Alyssa (Jessica Barden) treffen wieder aufeinander, allerdings gibt es da eine neue Figur namens Bonnie. Die hatte sich in Vorlesungen zu einem Professor geschlichen, der sie gewähren lässt, wenn Bonnie eine Affäre mit ihm eingeht. Als sie erfährt, dass James es war, der «ihren» Professor in Staffel 1 erstochen hat, nimmt das Unheil seinen Lauf. Am Ende fügt sich in dieser britischen TV-Serie alles zusammen – wie bei Bonnie und Clyde eben.

The End Of The F***ing World (Trailer Season 2)

Euphoria – Staffel 1
Die umstrittenste Teenie-Serie des Jahres. Ja, es werden alle Klischees bedient, die man von amerikanischen High-School-Filmen und -Serien kennt. Aber: Noch kaum je wurden Geschichten von ersehnten, gelebten, möglichen und unmöglichen Freund- und Feindschaften emotional derart anrührend erzählt. Der rote Faden ist die 17-jährige Rue Bennett (Zendaya), die einen Entzug hinter sich hat, ihre Finger aber doch nicht von Drogen lassen kann. «Das betäubte Amerika», war eine Rezension von «Euphoria» übertitelt. Und zielte damit auf den verbreiteten Missbrauch von Opioiden an US-Schulen – vornehmlich aus Langeweile. Auch eine tiefgehende, auf der Grenze zwischen platonisch und real schwankende Liebschaft mit Jules (Hunter Schafer) kann da nur in der Katastrophe enden.

Euphoria (Trailer Season 1)

Killing Eve – Staffel 2
Die Hatz geht weiter: Villanelle (Jodie Comer) ist eine psychopathische Auftragskillerin, der Eve Polastri (Sandra Oh) auf den Fersen ist. Oder umgekehrt. Denn die beiden Frauen entwickeln eine unheimliche Zuneigung zueinander. In Staffel 1 hatte diese zu einer gemeinsamen Bettszene und dem vermeintlichen Todesstoss mit einem Messer geführt. Diese britische Serie schafft es, gleichzeitig Krimi und – unmögliche – Liebesgeschichte zu sein. Mit zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, jede für sich aber unglaublich stark ist. Da braucht es Männer (etwa Kim Bodnia aus «Die Brücke») nur am Rande. Damit sei aber immerhin erwähnt, dass der Cast bis auf die letzte Nebenrolle exzellent ist. Desgleichen die internationalen Schauplätze, die einem «James-Bond»-Streifen in nichts nachstehen. Ach ja… und habe ich schon den fantastischen Soundtrack erwähnt?

Killing Eve (Trailer Season 2)

Der Pass – Staffel 1
Die Ausgangslage erinnert an «Die Brücke». Aber statt auf der Öresund-Brücke zwischen Dänemark und Schweden wird in der Bergen zwischen Deutschland und Österreich eine Leiche gefunden, kunstvoll drapiert. Das sehr ungleiche Ermittlerduo (grossartig: Nicholas Ofczarek wie Julia Jentsch) kommt einem Serienkiller mit montrösem Plan auf die Spur, kann seine Arbeit aber mangels Erfolg offiziell nicht zu Ende führen. Tut es dann aber doch. Dass der Fall die beiden Ermittler nachhaltig verändert, dürfte keine Überraschung sein. Überraschend ist eher, dass die Spannung über acht Folgen aufrechterhalten bleibt, auch wenn der Täter für die Zuschauerschaft ab Folge 3 bekannt ist. Sky Deutschland hat nach dem Erfolg von «Der Pass» eine zweite Staffel in Auftrag gegeben.

Der Pass (Trailer zu Staffel 1)

Godfather Of Harlem – Staffel 1
Eine klassische «Wer-ist-hier-der-Boss?»-Gangsterserie im New York der frühen Sechzigerjahre. Diese hier beruht auf Tatsachen und ist brillant erzählt, mit einem gross aufspielenden Forest Whitaker als Ellsworth Raymond «Bumpy» Johnson. Kaum ist er nach zehn Jahren Haft im Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz entlassen, sucht er das Heft im inzwischen heroinverseuchten Harlem wieder in die Hand zu nehmen. Das bedeutet in erster Linie Kampf gegen den sich breitmachenden Genovese-Clan. Aber auch einen familieninternen Konflikt, sucht eine Tochter aus einer früheren Beziehung doch den Weg aus den Drogen – und das ausgerechnet bei Malcom X, einem Freund Bumpys und führenden Sprecher der Nation of Islam. Damit kommt auch noch etwas Weltpolitik ins Spiel in einer Serie, die ihren Weg vom recht unbedeutenden US-Pay-TV-Sender Epix nach diesseits des Atlantiks hoffentlich noch verbreiteter finden wird.

Godfather Of Harlem (Trailer Season 1)

Goliath – Staffel 3
Billy Bob Thornton als Anwalt Billy McBride ist zurück. Natürlich muss er auch diesmal erst überzeugt werden, den Fall (Grossgrundbesitzer, die während einer Rekorddürre Wasser aus öffentlichen Quellen für sich abzweigen) als Fall zu erkennen und sich dann für Benachteiligte vor Gericht einzusetzen. Diesmal heisst der Gegenspieler Wade Blackwood (Wiedersehen mit dem etwas in Vergessenheit geratenen Dennis Quaid). Das Thema ist brisant und hochaktuell, wenn man an die Bilder von Grossbränden in Kalifornien diesen Sommer und Herbst zurückdenkt. Und wenn man sich gewahr wird, wie wenig eigentlich Agrarindustrie mit Landwirtschaft zu tun hat.

Goliath (Trailer Season 3)

 

Diese Serien haben mir ebenfalls gut bis sehr gut gefallen (in alphabetischer Reihenfolge): 4 Blocks (Staffel 2) , Barry (Staffeln 1 und 2), Billions (Staffeln 3 und 4), Black Mirror (Staffel 5), Dark (Staffel 2), Gomorrha (Staffel 4), How To Sell Drugs Online (Fast) (Staffel 1), Il Miracolo (Miniserie), Jägarna (Jäger – tödliche Gier) (Miniserie), Labaule & Erben (Miniserie), Matrjoschka/Russian Doll (Staffel 1), Santa Clarita Diet (abschliessende Staffel 3), Seitentriebe (Staffel 2), Sex Education (Staffel 1), Sharp Objects (Staffel 1), Stranger Things (Staffel 3), Suburra (Staffel 2), Undercover (Staffel 1), Vorstadtweiber (Staffel 4).

Das Beste 2017 – TV-SERIEN

Keine Frage – 2017 bot alles, was das TV-Serien-Herz begehrt. Und noch ein bisschen mehr. Genau das ist ein Problem. Es gibt zu viele Serien auf zu vielen Kanälen. Auch nur einigermassen den Überblick zu behalten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Geschweige denn, alles zu schauen. Persönlich habe ich viel Verzicht geübt im abgelaufenen Jahr – mich dafür auf jene Serien konzentriert, die mir wirklich am Herzen lagen. Nur eine, die ich unbedingt wollte, schaffte ich nicht: «Twin Peaks – The Return». Zu gross die Bedenken vor einer riesigen Enttäuschung. Was nicht ist, kann natürlich noch werden. Hier nun aber meine Top Ten 2017.

Black Mirror (Staffel 4)
Erst dieser Tage veröffentlicht, ist diese erneut sechs komplett unterschiedliche Storys erzählende Serie weiterhin etwas vom Genialsten. Man mag es Science-Fiction nennen, sollte dabei aber vor Augen haben, wie nah wir gewissen Szenarien heute schon sind. Technische Errungenschaften zum Wohl der Menschheit? Hahahaaaaa. George Orwells «1984» ist im Vergleich zu «Black Mirror» Kinderkram. Erfinder der abgründigen Geschichten ist übrigens der britische Schriftsteller Charlie Brooker. Und: Bei einer der besonders gelungenen Folgen von Staffel 4 hat Jodie Foster Regie geführt.

Suburra (Staffel 1)
Soeben ist in Italien die dritte Staffel der sehr erfolgreichen Mafia-Serie «Gomorrha» zu Ende gegangen. Und hat eine breite Diskussion ausgelöst, inwiefern sich Fiktion und Realität verwischen (Diese TV-Serie lehrt die Mafia das Schiessen). Mit «Suburra» schuf Netflix ein Pendant, das in Rom spielt statt in Neapel. Zwei junge Männer, die in verzweigten, sich – via ihre Väter – feindlich gesinnten Familienclans ihren Platz finden müssen. Hier eine laute, aufstrebende Roma-Sippe, dort eine alteingesessene Mafia-Dynastie mit Verbindungen in höchste politische und religiöse Gefilde. Geld und Macht ist das Einzige, was die durchs Band unsympathischen Protagonisten antreibt. Und um dazu zu kommen, gibt es nur ein Mittel: Gewalt, Gewalt und nochmals Gewalt.

Narcos (Staffel 3)
Was sollte nach dem Tod von Drogenboss Pablo Escobar noch nachkommen? Es war doch alles gesagt zum Ende der zweiten «Narcos»-Staffel. Eben nicht. Dies war erst die Geschichte des Medellin-Kartells. Danach kam in Kolumbien das Cali-Kartell an die Macht. Und der Kampf der US-Behörden gegen das organisierte Verbrechen, welches die Staaten mit billigem Kokain überschwemmte, ging in den Neunzigerjahren unvermindert weiter. Eine berauschende Serie, geprägt von bei uns noch nicht oft gesehenen Schauspielern.

Better Call Saul (Staffel 3)
Wie kann es sein, dass eine Serie von Staffel zu Staffel noch besser wird, zumal es sich «nur» um einen Ableger von «Breaking Bad» handelt? Zur Hauptsache ist es wohl die reizvolle Ausgangslage, die Geschichte des erfolglosen Anwalts Jimmy McGill (Bob Odenkirk) derart behutsam, raffiniert und mit Witz zu erzählen, bis es irgendwann zum unvermeidlichen Treffen mit Walter White, dem Crystal-Meth-Hersteller aus «Breaking Bad», kommt. Bis dann mögen noch 1000 Staffeln ins Land ziehen, so gerne sieht man McGill von einem Fettnäpfchen ins nächste trampeln und sich mit seinem Bruder Chuck McGill bekriegen. Und dann ist da noch Partnerin Kim Wexler…

Billions (Staffel 2)
Nächste Runde im epischen Kampf zwischen einem gerissenen Hedgefonds-Manager (Damian Lewis) und einem machthungrigen Staatsanwalt (Paul Giamatti). Juristische Winkelzüge, das Ausnützen auch noch der kleinsten Gesetzeslücken und Skrupellosigkeit auf beiden Seiten machen diese Serie zum bis dato besten Wall-Street-Drama. Mit Wendy Rhoades (Maggie Siff) spielt zudem eine Frau eine zentrale Rolle, die von beiden Seiten enttäuscht wurde.

Hindafing (Staffel 1)
Da setzt man keinen Fünfer auf TV-Serien aus dem deutschsprachigen Raum, und dann das – «’Fargo’ ohne Schnee» hat ein Kritiker die Bayern-Produktion «Hindafing» genannt. Dem gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen. Der von Maximilian Brückner gespielte Bürgermeister Zischl ist eine Wucht, der Humor in diesem Provinz-Krimidrama schwärzer denn schwarz. Meine Entdeckung des Jahres.

Fauda (Staffel 1)
Eine israelische Serie, die ungeschönt den Konflikt im Nahen Osten aufzeigt und dabei die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lässt. Im Zentrum steht ein israelischer Top-Agent, der für die Jagd nach einem militanten Palästinenser aus dem (Un-)Ruhestand zurückkehrt. Und damit weniger ein Problem löst, als eine Kette von Negativereignissen ins Rollen bringt. In Nullakommanichts herrscht Chaos und Anarchie. Nach dem Vorbild von «Fauda» entstand in den USA die Serie «Homeland», die inzwischen (Staffel 6) aber den Fokus komplett verloren hat.

Top Of The Lake – China Girl (Staffel 2)
Diesmal ermittelt Polizistin Robin (Elisabeth Moss) nicht mehr in einer gottverlassenen Gegend mit unheimlichem See und Wäldern in Neuseeland, sondern in Australiens Metropole Sydney. Die Leiche einer jungen Asiatin führt zu einem Bordell, letztlich aber zum Thema Leihmutterschaft. Dass Robin mit ihrer einst zur Adoption freigegebenen Tochter Kontakt aufnehmen möchte, die ebenfalls ins Ganze involviert ist, macht das Ganze noch komplexer. Unter anderem mit Nicole Kidman in einer ganz schrägen Rolle als versagende Mutter, die in eine lesbische Beziehung flüchtet.

Fortitude (Staffel 2)
Eine Leiche ohne Kopf stellt die Gemeinschaft in der Arktis erneut auf die Probe, nachdem sich die Bewohner von Fortitude eben erst vom Kampf gegen einen mörderischen Parasiten erholt haben. «Das ‚Twin Peaks‘ der Arktis – aufreibend und klaustrophobisch», schrieb der «Guardian» und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Es ist zwar müssig zu sagen in solch nordischen Serien, aber das um den schon lange nicht mehr wahrgenommenen US-Amerikaner Dennis Quaid erweiterte Schauspielerensemble ist exquisit (u.a. mit Sofie Gråbøl, bekannt aus «Kommissarin Lund»).

Stranger Things (Staffel 2)
Es ist noch nicht vorbei… Dies die Ausgangslage zur pünktlich auf Halloween hin veröffentlichten zweiten Staffel um Schulfreunde in einem Kleinstädtchen. Will, einer von ihnen, wird am hellichten Tag von düsteren Alpträumen geplagt, die eben mehr sind als das. Eine düstere Parallelwelt tut sich auf, eine grauenhafte Spinnenkreatur spielt eine Rolle, und der anfänglich niedliche Demogorgon wird zu einem bedrohlichen Monster. Crazy? Ja! Aber dank des liebevollen Achtzigerjahre-Outfits und toller junger SchauspielerInnen ein grosses, gruseliges Vergnügen.

Diese Serien haben mir ebenfalls sehr gut gefallen: Follow The Money (Staffel 2), Preacher (Staffel 2), Fargo (Staffel 3), Master Of None (Staffel 2), Dark (Staffel 1), 4 Blocks (Staffel 1), Nobel (Staffel 1), The Night Manager (Staffel 1), Santa Clarita Diet (Staffel 1), Broadchurch (Staffel 3), Westworld (Staffel 1), The Handmade’s Tale (Staffel 1), The Deuce (Staffel 1), Beau Séjour – Zimmer 108 (Staffel 1), Sense8 (Staffel 2), Love (Staffel 2), Ozark (Staffel 1).

Enttäuscht haben mich: El Chapo (Staffel 1), Homeland (Staffel 6), Bloodline (Staffel 3).

 

Das Beste 2016 – TV-SERIEN

Unter uns gesagt: Ich habe 50 TV-Serien geschafft 2016. Lange nicht jede hat eine Höchstnote verdient, aber doch erstaunlich viele. Die Qualität bezüglich Serien ist nach wie vor unglaublich hoch, obwohl kritische Stimme schon länger vor einem Overkill warnen. Bei dem, was 2017 auf uns zukommt (u.a. «Twin Peaks»), wage ich zu behaupten, der Höhenflug in Sachen TV-Serien wird weiter anhalten. Hier meine Top Ten.

Quarry (Staffel 1)
Vietnam-Veteran muss auch zuhause killen, um zu überleben; Qualitätsniveau «True Detective», fantastischer 70ies-Style, tolle Schauspieler; über ein leichtes Spannungsgefälle von Folge zu Folge lässt sich locker hinwegsehen.

Gomorrah (Staffel 2)
Perfektes Erzähltempo; nicht das Reisserische steht im Zentrum, sondern die subtile Figurenzeichnung. Gleichwohl: Ein happiges Stück italienischer – und internationaler – Mafia-Realität, von dem wir Normalsterbliche keinen blassen Schimmer haben.

American Crime (Staffel 2)
Mitten aus dem Leben gegriffen – und am Ende sind in diesem Missbrauchsfall an einer US-Highschool alle nur Verlierer. Das Interessante an dieser Serie: Die teils gleichen, fantastischen Schauspieler wie in Staffel 1 haben hier komplett andere Rollen inne.

The Bridge (Staffel 3)
Einfach nur stark, mit einer sagenhaften Saga Norén im Zentrum der düsteren Geschehnisse, die an der Grenze zwischen Dänemark und Schweden spielen. Bezeichnenderweise den beiden Hauptländern, was Nordic-Noir-Krimis anbelangt.

Trapped (Staffel 1)
Sehr stimmiger und unheimlicher Island-Thriller. Logisch, dass zur Aufklärung des grauenhaften Verbrechens ein schwerer Sturm tobt. Diesem kommt immer mehr die Hauptrolle zu in dieser erstklassig besetzten Serie. Staffel 2 startet 2018!

Billions (Staffel 1)
Die Finanzwelt wird nicht das erste Mal filmisch thematisiert – das System dahinter wird auch mit dieser Serie nicht wirklich greifbar, aber den Kontrahenten, Gut vs. Böse, schaut man extrem gerne zu. Zumal die Rollenverteilung so eindeutig auch hier nicht ist.

Black Mirror (Staffel 3)
Beängstigende, teils bitterböse Zukunftsszenarien, die gar nicht so weit in der Zukunft liegen. Etwas gewöhnungsbedürftig: Die einzelnen Episoden habe nichts miteinander zu tun. Und: Mit der Übernahme der Serie durch Netflix wurde «Black Mirror» leicht amerikanifiziert – zum Glück ohne Folgen für die Qualität der Serie.

Horace And Pete (Staffel 1)
Eigentlich keine richtige TV-Serie, da (aus finanziellen Gründen) nur online erschienen. Aber was für ein Vergnügen, Louie C.K. Steve Buscemi und anderen Spitzenschauspielern beim Reden in einer Bar zuzusehen. Ja, richtig – mehr ist da nicht. Aber mehr brauchts auch nicht für ein hochintelligentes, bitterböses Vergnügen.

Preacher (Staffel 1)
Quasi der leichteste Stoff in meiner Top Ten. Die Story: Ein Priester, der ein Vampir ist; grossartiger Blödsinn, aber fantasievoll-fantastisch erzählt. Füllt für mich irgendwie die Lücke, welche die Prügel-Serie «Banshee» hinterlassen hat.

The Night Of (Staffel 1)
Grandiose einzelne Folgen, aber als Ganzes fast zu hastig erzählt, v.a. der Wandel des vermeintlichen Mörders vom naiven Unschuldslamm zum harten Boy in U-Haft geschieht zu abrupt. Trotzdem: Allein Folge 1 (und John Turturro als Anwalt) sind die Serie wert.

Diese Serien haben mir ebenfalls sehr gut gefallen: Narcos (Staffel 2), The Young Pope (Staffel 1), Love (Staffel 1), Bedrag/Follow The Money (Staffel 1), Better Call Saul (Staffel 2), The Fall (Staffel 3), Marcella (Staffel 1), Happy Valley (Staffeln 1 und 2), Station Horizon (Staffel 1), Banshee (Staffel 4), Bloodline (Staffel 2), Marseille (Staffel 1), Les Revenants/The Returned (Staffel 2), Peaky Blinders (Staffel 3), River (Staffel 1), Master Of None (Staffel 1).
Und, last but not least: Die ORF-Landkrimis werden immer skurriler; bestes Beispiel dafür ist die eben erst ausgestrahlt Folge «Höhenstrasse». Vor allem der Vierteiler «Pregau – Kein Weg zurück» mit seinen «Fargo»-Elementen hat es mir angetan.